Warum ein Sparbuch für mich riskanter ist als Aktien

Warum ein Sparbuch für mich riskanter ist als Aktien

Wenn ich jemandem erzähle, dass ich einen Großteil meines Geldes in Aktien stecke, dann höre ich praktisch immer den folgenden Satz: „Oh mein Gott, Aktien sind doch viel zu riskant!“ Auf den ersten Blick eine völlig logische Reaktion – Aktien schwanken scheinbar willkürlich auf und ab. Ob man gewinnt oder verliert ist reine Glücksache – wie im Casino. So sieht es zumindest aus.

Es kommt allerdings darauf an, wie man Risiko definiert. Mit meiner persönlichen Definition von Risiko lehne ich mich aus dem Fenster und sage: „Ein Sparbuch ist riskanter als Aktien!“

Meine persönliche Definition von Risiko bei der Geldanlage

Wer mir hier oder auf meiner Facebook-Seite schon länger folgt, der weiß: Mein Anlagehorizont ist langfristig – sehr langfristig sogar. Wenn ich eine Aktie kaufe, dann tue ich das meist mit der Absicht, diese auch mindestens 10 Jahre zu halten – eher sogar länger. Das klappt nicht immer, da sich mein Investment-Case manchmal ändert – und dann ist es besser, frühzeitig zu reagieren. Doch die meisten meiner Aktien befinden sich mehrere Jahre in meinem Depot.

Wenn ich also Geld anlege und mir bezüglich des Risikos Gedanken mache, dann stelle ich mir die folgende Frage: Wie groß ist das Risiko, dass mein Geld inflationsbereinigt in 10 Jahren weniger Wert ist als heute?

Beispiel Sparbuch: Wenn ich heute 10.000 Euro bei der Berliner Sparkasse in ein Sparbuch stecke, dann bekomme ich darauf 0,2 % Zinsen (Angebot Stand: 27.07.2019). Die Inflationsrate in Deutschland betrug im Juni diesen Jahres 1,6 %. Aktuell verlieren meine 10.000 Euro also pro Monat knapp 0,12 % an Wert (1,4 % im Jahr geteilt durch 12) – das Risiko eines Kapitalverlustes beträgt damit 100 % – solange, bis entweder die Zinsen steigen oder die Inflation sinkt.

Die Chance, dass das passiert ist zwar gegeben – aber wohl nicht heute und auch nicht morgen. Und wohl auch nicht in den nächsten zwei oder drei Jahren – in diesem Zeitraum werden wir also mit einem Sparbuch bei dem 100 %igen Verlustrisiko bleiben. Das Sparbuch müsste dann in den folgenden Jahren – also wenn beispielsweise die Zinsen steigen – diesen Anfangsverlust wieder aufholen, um auf eine positive Gesamtrendite zu kommen. Sicherlich nicht völlig unmöglich, aber doch irgendwie schwer vorstellbar.

Auf Sicht von 10 Jahre würde ich für mich persönlich daher mit einem Verlustrisiko von ca. 90 % bei einem Sparbuch rechnen – ein vernichtend schlechtes Risikoprofil. Anders sieht die Sache bei Aktien aus. Die nun folgenden Daten stellen jeweils die jährliche Rendite eines 10-Jahreszeitraums aus den letzten 50 Jahren des deutschen Leitindex DAX dar (Quelle: Deutsches Aktieninstitut).

1968 – 1977 – – – – – + 2,0 % p.a.

1978 – 1987 – – – – – + 9,2 % p.a.

1988 – 1997 – – – – – + 13,8 % p.a.

1998 – 2007 – – – – – + 5,5 % p.a.

2008 – 2017 – – – – – + 11,6 % p.a.

In all diesen 10-Jahres-Zeiträumen waren die durchschnittlichen, jährlichen Renditen positiv – egal wie groß die Krisen auch waren, die es zu bewältigen gab! Und das obwohl der DAX bezüglich Diversifizierung sicherlich nicht der Weisheit letzter Schluss ist.

Fazit: Wer sein Geld für mindestens 10 Jahre halbwegs gut diversifiziert an der Börse angelegt hat – ohne zwischendurch am vermeintlichen Tiefpunkt einer Krise zu verkaufen, der hatte in der Vergangenheit praktisch ein Verlustrisiko von 0 % mit Aktien! Vergleich das mal mit dem Sparbuch…

Die Börse und das Risiko

Wer also langfristig denkt (mindestens in einem 10-Jahres-Zeitraum), in der Lage ist, Krisen durchzustehen, ohne panisch am Tiefpunkt zu verkaufen und wer ein Mindestmaß an Diversifikation mitbringt, der hatte in der Vergangenheit praktisch nie ein Verlustrisiko. Und da Aktien nichts anderes als Anteile am Unternehmertum sind, sehe ich wenig Gründe, warum sich daran in Zukunft etwas ändern sollte. Denn gute Unternehmen entwickeln sich stets weiter und passen sich neuen Gegebenheiten sehr schnell an.

Was die Allgemeinheit – insbesondere hier in Deutschland – unter Risiko bei Aktien versteht, ist etwas völlig anders: Sie sehen die massiven Kursschwankungen als Risiko. Die sind aber nur dann ein Risiko, wenn man das große Ganze aus den Augen verliert und panisch am Tiefpunkt verkauft – und damit massive Verluste realisiert.

Wer sich zutraut, auch in den schwierigen Zeiten zu seinen Investments zu stehen, der sollte ich überlegen, ob nicht meine Sicht auf das Risiko bei Aktien die sinnvollere für ihn sein könnte.

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Der Kauf von Aktien und anderen Wertpapieren ist mit hohen Risiken bis hin zum Totalverlust behaftet.

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