Die Fans des SpVgg Unterhaching sind alles andere als erfolgsverwöhnt: Nachdem man als ehemaliger Bundesligist bis in die Regionalliga abgestürzt ist, war klar, es wird Jahre dauern, bis es wieder nach oben gehen kann. Mitunter kann es auch sein, dass sich Vereine überhaupt nicht mehr erholen und dann für die Ewigkeit in der Regionalliga verbleiben und irgendwann sogar den Spielbetrieb einstellen.
Durch den Börsenstart konnte man den Hachinger Anhängern jedoch eine besondere Freude machen: Wer nämlich Aktien seines Vereins gekauft hat, durfte sich innerhalb kürzester Zeit über attraktive Gewinne freuen. Aber wie sinnvoll ist es überhaupt, in Fußballvereine zu investieren?
Das Geschäft mit den Fußballaktien
In den letzten Jahren hat die Bedeutung sogenannter Fußballaktien in der Gesamtheit zugenommen. Heute gibt es sogar einen eigenen Index der börsennotierten Fußballvereine: So gibt es im Stoxx Europe Football - kurz: STXE - die Abbildung der Kurse jener Vereine, die am Aktienmarkt vertreten sind. Dass sich hier in erster Linie nur Traditionsvereine finden lassen, mag keine Überraschung sein: Juventus Turin, Ajax Amsterdam, Manchester United, Borussia Dortmund und der FC Porto sind Vereine, die börsennotiert sind und in die investiert werden kann. Wieso Vereine an die Börse gehen? Es handelt sich um eine weitere Möglichkeit, wie man an Kapital kommt.
Dass sich das Geschäft mit dem Sport, hier allen voran mit dem Fußball, rasant entwickelt hat, ist kein Geheimnis. In den letzten Jahrzehnten sind die Umsätze der Top-Spitzenklubs in Europa explodiert. Pro Jahr, so die Unternehmensberatung Deloitte, konnte man hier eine Steigerung von 8 Prozent feststellen. Die Weltwirtschaft ist nur halb so schnell gewachsen.
Aber wer jetzt glaubt, die Entwicklung ist in den Kursen der verschiedenen Vereine zu erkennen, irrt. So hat sich die Aktie von Borussia Dortmund nach längerer Abwärtsbewegung wieder stabilisiert, man liegt aber noch immer deutlich unter dem Ausgabepreis des Jahres 2000. Auch wenn man 2011 und 2012 Meister wurde und auch international gute Leistungen verbuchte, so lag der Kurs eher in einer Seitwärtsbewegung. Richtig nach oben ging es nie. So auch, wenn man sich mit den Kursen der anderen europäischen Mannschaften befasst.
Wieso das so ist? Man kann nur schwer im Vorfeld vorhersagen, wie viel Geld wird für Transfers ausgegeben. Das heißt, macht der Verein ein Minus beim Transfergeschäft, dann drückt das den Wert der Anteile. Ein gutes Beispiel: Manchester City. 170 Millionen Euro werden für neue Spieler ausgegeben, während die Transferlöse nur bei 70 Millionen Euro liegen. Dass die neuen Stars aber das Potential haben, dann in der kommenden Saison alle Bewerbe zu gewinnen, sodass richtig viel Geld in die Kasse gespült wird, das scheint für den Kurs nicht relevant zu sein.
Wenn eine Begegnung mehr Einfluss als die gesamte Saison hat
Das Spiel mit Fußball-Aktien ist für den Anleger riskant. Denn jede einzelne Partie kann einen enormen Einfluss auf den Kurs haben. Hat etwa der niederländische Traditionsclub Ajax Amsterdam vergangene Saison alle Erwartungen übertroffen, so war es am Ende nur eine Partie, die einen enorm starken Einfluss auf den Aktienkurs genommen hat - und zwar die Begegnung im Halbfinale der Champions League gegen Tottenham Hotspurs. Als die Niederländer die Spurs fast an den Rande einer Niederlage gebracht haben, stieg der Kurs von Ajax - nachdem das Rückspiel verloren wurde, brach der Aktienkurs von Ajax um ein Drittel ein. Dass man Meister wurde und eigentlich mit dem Erreichen des Halbfinales der Champions League alle Erwartungen übertroffen hat, spielte keine Rolle.
Wer auf Ajax Amsterdam gewettet hätte, dass sie in der Champions League ins Halbfinale kommen würden, hätte hohe Gewinne verbucht - vor allem beim besten Wettanbieter ohne Steuer.
Nur für Fußballfans interessant
Am Ende sind Fußball-Aktien ein Angebot für Fußballfans, die gerne ihren Verein unterstützen wollen. Man muss fairerweise sagen, dass auch spekulative Anleger wohl ihre Freude haben werden. Der klassische Anleger, der auf lange Sicht investiert und sich mit Kennzahlen und Prognosen befasst, der wird jedoch mit Fußball-Aktien nichts anfangen können. Das deshalb, weil hier andere Gesetze zählen.