Oft stellen Börsenneulinge in Internet-Foren oder in Facebook-Gruppen die folgende Frage: Soll ich lieber Aktie A oder Aktie B kaufen? Häufige Antwort der Community: Kauf doch am Anfang lieber ETFs! Rein rational betrachtet haben sie damit Recht – ETFs investieren breit gestreut und minimieren damit gerade am Anfang das Risiko erheblich.
Doch langfristig gesehen macht es in meinen Augen durchaus Sinn, bereits zu Beginn auf ein paar Einzelaktien zu setzen – unter gewissen Vorraussetzungen. Was genau ich damit meine, möchte ich dir anhand meines persönlichen Börsenstarts vor rund 13 Jahren gerne genauer zeigen.
Mein holpriger Start an der Börse
Irgendwann im Jahr 2005 oder 2006 – ich weiß es gar nicht mehr genau – habe ich beschlossen, ein Depot zu eröffnen und Aktien zu kaufen. Mein Wissenstand damals: Null. Meine Bereitschaft, Wissen aufzubauen: Null. Meine Überzeugung, ich wüßte was ich tue: 100. Also ging ich zur örtlichen Bank und eröffnete ein Depot (ja – damals lief das meist noch so ab).
Mein Bankberater empfahl mir ein paar Fonds, aber das fand ich irgendwie ziemlich langweilig. Also lehnte ich ab und habe mich auf die Suche nach vielversprechenden Aktien gemacht. Ich wurde ziemlich schnell fündig: Ich entschied mich für die TUI-Aktie. Die Begründung war rückblickend haarsträubend – die TUI-Aktie kostete damals mit rund zwölf Euro gemessen am nackten Aktienkurs wenig und war eine der günstigsten Aktien im DAX. Meine Schlussfolgerung: Die muss doch irgendwann so teuer werden wie die anderen!
Das war natürlich Mist. Aber zumindest ist die Aktie nicht besonders tief gefallen. Also beschloss ich, dieses Schema gleich nochmal zu versuchen: Die Commerzbank-Aktie war damals deutlich günstiger als die Deutsche Bank-Aktie. Ich glaube, sie kostete damals zwischen 20 Euro und 30 Euro. Die der Deutschen Bank notierte irgendwo zwischen 70 Euro und 80 Euro. Die Commerzbank schließt bestimmt bald auf, dachte ich mir – und kaufte.
Tatsächlich sprang die Commerzbank-Aktie in den folgenden Wochen ein gutes Stück nach oben – ich verkaufte sie mit einem Gewinn von ungefähr 200 Euro und freute mich wie ein Schnitzel. Also weiter zum nächsten Ziel: Die Air Berlin-Aktie ist viel günstiger als die Lufthansa-Aktie – ab ins Depot damit! Diesmal ging das ganze allerdings so richtig in die Hose – gekauft habe ich Air Berlin für 12 Euro, verkauft für etwas mehr als 3 Euro. Da merkte ich: So geht das nicht – auf diese Art und Weise gewinnst du an der Börse keinen Blumentopf.
Also habe ich angefangen, Bücher über Value-Investing zu lesen – Warren Buffett *, Benjamin Graham * oder Phil Fisher *. Ein paar Jahre später habe ich dann angefangen, für fool.de zu schreiben. All das waren die Grundlagen für meinen unternehmerisch geprägten Anlagestill, der mir heute dabei hilft, sehr gute Renditen an der Börse zu erzielen.
Was ich dir damit sagen will
Rational betrachtet hatte mein Bankberater damals völlig Recht – natürlich hätte ich mit seinen Fonds viel besser abgeschnitten als mit meiner katastrophalen Auswahl an Einzelaktien. Kurzfristig. Denn ohne diese Fehler hätte ich mich niemals zu dem Investor entwickelt, der ich heute bin – langfristig denkend, unternehmerisch orientiert und wie ich finde: Erfolgreich.
Langfristig gesehen waren diese Fehler also das beste, was mir als Investor passieren konnte. Denn ich nutze sie, um daraus zu lernen. An dieser Stelle möchte ich Apple-Mitbegründer Steve Jobs zitieren:
„Egal was du anfängst – du musst bereit sein, zu Scheitern – du musst bereit sein, richtig auf die Schnauze zu fallen. Ansonsten wirst du nicht besonders weit kommen.“
ETFs oder Einzelaktien?
Wie du an der Börse starten willst – nur mit Aktien, nur mit ETFs oder von beidem etwas – dass musst du für dich selbst herausfinden – diese Entscheidung kann dir niemand abnehmen. Wenn du allerdings ambitionierte Ziele hast, du bereit bist aus deinen Fehlern zu lernen und die Notwendigkeit ständiger Weiterentwicklung verinnerlicht hast, dann spricht in meinen Augen nichts dagegen, bereits zu Beginn auf Einzelaktien zu setzen.
Aber denk immer daran: Du musst bereit sein, richtig auf die Schnauze zu fallen. Und dann daraus zu lernen.
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Der Kauf von Aktien und anderen Wertpapieren ist mit hohen Risiken bis hin zum Totalverlust behaftet.
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